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erstellt von Kurt am 17.09.2020 / letzte Änderung am 21.09.2020
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Die schönen Herbsttage boten sich für einen Kurzurlaub nach Kärnten an.
Von unseren RoRadlern Birgit und Wolfgang hatten wir den Tipp bekommen: Erlebnisbauernhöfe in Littermoos am Klopeiner See. Wir hatten Glück und fanden eine schöne Ferienwohnung für ein paar Tage zu einem attraktiven Preis und waren überrascht, was uns erwartet.
Anreise
Nach angenehmer Fahrt, von den üblichen Maut- und Tunnelgebühren einmal abgesehen, erreichten wir staulos nach nur vier Stunden unser Ziel in Littermoos. Vom Junior-Chef wurden wir bereits erwartet und kurz in das Hofleben eingeweiht. Die Ferienwohnung übertraf unsere Erwartungen, einfach schön. Da auch sonntags hier die Läden geöffnet sind, kauften wir noch schnell das Nötigste ein. Beim Durchfahren des touristischen Zentrums wurde uns sehr schnell bewusst, wie gut es war, eine solche ruhige Unterkunft nur eineinhalb Kilometer vom tobenden Tourismus gefunden zu haben.
Tag 1 - Drei-Seen-Runde
Da wir nur ein paar Tage hier verweilen konnten, hatte ich bereits zu Hause eine kurze Tour geplant, die wir am Anreisetag noch absolvieren wollten.
Zuerst fuhren wir nördlich vom Kleinsee und über Seelach noch weiter nördlich vom Klopeiner See entlang. Diesen konnten wir jetzt noch nicht sehen, da wir einen sehr großen nördlichen Bogen gewählt hatten. Immer wieder bot sich die Aussicht auf die hohen slowenischen Berge. Kurz vor Eberndorf fiel unser Augenmerk auf den Hinweis zum Kräutergarten. Wir fuhren dorthin. Der Garten gehörte zum Stift Eberndorf, dessen gewaltigen Gebäudekomplex wir durchquerten. Die hohen Berge in der Ferne, wohl zu Slowenien gehörend, faszinierten uns, sodass wir diese immer wieder fotografisch festhielten.
Was mir bei dieser Tour wieder weniger gut gelang war der Umstand, dass viele Wege auf Landstraßen und neben noch höherwertigen Straßen verliefen. Das hatte ich zu Hause bei der Planung wohl übersehen. Sie waren als Radwege ausgeschildert, aber es hätte durchaus Alternativen gegeben. Dann erreichten wir den Gösselsdorfer See. Feuchtgebiete umgaben ihn, und er war mehr oder weniger komplett mit Seerosen bedeckt. Einige Personen badeten in dem See und hatten wohl eine kleine, freie Stellen gefunden.
Wir fuhren weiter um den Berg herum, vor dem dieser See lag, leider wieder auf ungeliebten Landstraßen, aber die Ausblicke zu den nahen Bergen waren schön. Dann ging es gemeinsam mit dem motorisierten Verkehr einen Berg hinauf nach Rückersdorf. Im Bio-Restaurant Mochoritsch drängte sich eine Einkehr geradezu auf. Wir können nur soviel dazu sagen: Es ist eine Einkehr absolut wert.
Nach nur wenigen Kilometern stand der Turnersee auf dem Programm. Der offizielle Radweg hätte drumherum geführt und uns die Sicht auf das Gewässer genommen. Daher wählten wir einen schönen Waldweg, um den See in Augenschein nehmen zu können. Direkt ans Wasser kamen wir allerdings auf dieser Seite wegen privaten Bereichen nicht. Durch die verlandeten Feuchtgebiete des Sees, das Sablatingmoor, kamen wir bald an das Südufer des Klopeiner Sees und nach weiteren zwei Kilometern an den "Privatstrand" unserer Unterkunft. Gesichert durch ein Zahlenschloss kommt man hier direkt an den See, kann das hauseigene Tretboot benutzen, am Steg ins Wasser steigen oder es sich auf der Sonnenwiese gut gehen lassen. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde beließen wir es bei der Besichtigung und fuhren zurück zu unserer Unterkunft.
Tag 2 - Völkermarkter Stausee
Heute holten wir etwas weiter aus, wie gut auf dem beigefügtem GPS-Track zu erkennen ist. Ebenfalls achteten wir bei der Planung der Tour darauf, möglichst Hauptverkehrsstraßen zu meiden. Die ersten sechs Kilometer bis nach Pogerschitzen war erst Mal Steigung angesagt. Dann ging es in rassanter Fahrt hinab ins Tal der Vellach, einem Nebenfluss der Drau, um auf der anderen Seite des Tals nach Tichoja wieder ebenso hoch anzusteigen.
Drei Kilometer nach dem höchsten Punkt der Tour bei 575 Metern fiel uns ein gewaltiger Felsbrocken auf, der wie in die Landschaft hinein geworfen aussah (drumherum war nur Ackerland mit Kukuruz, wie Mais in Süd-Österreich genannt wird). Nach einer Sage wurde der Felsen vom Teufel aus Wut über eine entgangene Seele von der Petzen (ein 2126 Meter hoher Berggipfel etwas weiter südlich) abgebrochen und ins Jauntal geschleudert. Auf der Vorderseite soll man heute noch den "Daumenabdruck" des Teufels erkennen können.
Neben Kukuruz sahen wir auch Felder mit maisähnlichen Pflanzen. Durch unsere App "Flora Incognita" erhielten wir Gewissheit, es handelte sich um Mohrenhirse.
Wir folgten schon eine Weile dem Radweg R1 D und dem Sechs-Seen-Radweg und kamen bald zum Pirkdorfer See. Der Sechs-Seen-Radweg wendet hier und führt wieder zurück, für uns ging es weiter gen Norden. Beim Planen der Tour hatte ich ca. einen Kilometer hinter Tscherberg im Wald festgestellt, dass der Radweg einfach unterbrochen war und dann nach ca.10 Metern wieder weiter ging. Auf einer anderen Karte war dann zu sehen, dass hier die Trasse einer neuen Bahn, der Koralmbahn hindurchführt. Da die Bauarbeiten noch im Gange sind, ist anscheinend die Wegführung dieses Waldweges noch nicht gesichert. Dort wo er aufhörte, wird auch in Zukunft kein Weiterkommen sein. Durch eine Schleife bot sich uns dann die Unterquerung der Trasse an, und wir kamen alsbald an eine belebte Autostraße. Entlang dieser sollte der Radweg weiter führen.
Wir entschieden uns jedoch dagegen und radelten gerade aus, der Radweg war als Kirchentour beschrieben. Das hörte sich gut an, und es war auch bis zum Ort Rinkolach. Dann hinab ins Tal zum Globasnitzbach entpuppte sich der Weg allerdings als gewöhnungsbedürftig. Und wäre ich nicht sicher gewesen, ihn gestern so geplant zu haben, wären Zweifel berechtigt gewesen. Nach gut zwei Kilometern Wildnis hatten wir dann wieder einen gesitteten Weg unter den Reifen.
Über Edling ging es hinab zur Drau-Staustufe Dullach: Durch den Bau des Kraftwerkes entstand der Völkermarkter Stausee. Mit einer Fläche von rund 9,3 qkm ist er der drittgrößte See Kärntens und hat sich zu einem Natur- und Naherholungsgebiet entwickelt.
20 Kilometer fuhren wir nun an der Nordseite vom See entlang. Die ersten sieben Kilometer wurden wir noch vom See weg geleitet und der Abstecher nach Völkermarkt brachte nur die Ernüchterung, keine passende Einkehr zu finden. Danach fuhren wir nur noch am Seeufer entlang. Nach fast jeder Wegbiegung boten sich immer wieder herrliche Blicke auf den See an, die ein Bild wert gewesen wären. Alles konnten wir jedoch nicht fotografieren und trafen so unsere eigene, persönliche Auswahl. Über die Brücke Seidendorf kamen wir zurück auf die andere Seite der Drau und waren nach zwei Kilometern wieder in Littermoos.
Da wir auf der ganzen Strecke keine Einkehrmöglichkeit gefunden hatten, fuhren wir nach St. Kanzian am Klopeiner See und kehrten dort gut ein. Leider war für unsere Räder nur in der Sonne ein Platz vorhanden. Das bekam einem bereits geflickten Schlauch nicht besonders gut. Er war ziemlich platt, was zwei Kilometer von unserem Ziel in Littermoos noch einen Schlauchwechsel nach sich zog. Dann endlich nach 80 Kilometern, 780 Höhenmetern und Temperaturen um die 30 Grad am Zielort angekommen waren wir dann auch ziemlich platt.
Tag 3 - Klagenfurt
Nach der anstrengenden gestrigen Tour, wollten wir es heute etwas ruhiger angehen, 65 km und ca. 250 hm waren geplant. Da wir jedoch gestern den letzten neuen Schlauch, also ohne Flicken aufgebraucht hatten, musste heute morgen erst einmal Ersatz her. Als das Radgeschäft öffnete waren wir dort, nur kein passender Schlauch. Der geschäftstüchtige Händler organisierte einen bei einer Zweigstelle, und so konnte es mit Verspätung losgehen.
Bei der "Alten Eisenbahnbrücke" sollte es lt. unseren Aufzeichnungen einen Übergang über die Drau geben. Den gab es leider nicht. Auch andere Radler hatten sich darauf verlassen und mussten nun einen neuen Weg über das Wasser der Drau suchen. Wir entschieden uns für die Brücke Seidendorf, die ca. zwei Kilometer flussabwärts liegt und folgten einer anderen Planung, die uns auch nach Klagenfurt brachte, jedoch mit dem Umweg über die andere Brücke ca. 10 Kilometer weiter war. Die Wegführung war recht abwechslungsreich durch die Felder und an den Wasserläufen der Flüsse Gurk und Glan nach Klagenfurt.
Die Hauptstadt Kärntens hat uns in Sachen Rad fahren besonders gut gefallen. Überall gibt es breite, gut ausgebaute Radwege, teilweise auch reine Fahrradstraßen, wo Radler Vorrang haben und der motorisierte Verkehr nur "geduldet" wird. Wenn ich da an unsere Heimatgemeinde Rosenheim denke, wo ewiggestrige und beratungsresistente Politiker noch mehr motorisierten Verkehr in die enge Stadt holen und dafür auf Radwege verzichten. Man könnte einfach nur neidisch werden auf Österreich.
Mit einer guten Einkehr und dem obligatorischen Besuch vom Lindwurm-Brunnen am "Neuen Platz" beließen wir es mit der Stadt. Bei den vielen sehenswerten Objekten ist mehr Zeit nötig, die wir nicht hatten.
An dem schönen Lendkanal ging es auf Fahrradstraßen hinaus zum Wörthersee. Wir empfanden es als Muss, dorthin zu fahren. An den See kommt man allerdings nur heran, wenn man bezahlt. Entweder ist es privater Grund, oder man ist irgendwo Clubmitglied oder man geht ins Strandbad. Das hat uns weniger gut gefallen. Aber allein die Fahrt entlang vom Lendkanal war schön, nur wegen dem Wörthersee hier hinaus zu fahren, hätte sich kaum gelohnt.
Auf einem idyllischen Weg entlang der Glanfurt verließen wir den See und auch die Stadt. Das Gelände stieg nun ständig an und zwei Kilometer vor der Drau hatten wir dann den höchsten Punkt der Tour mit ca. 540 Metern erreicht. Wir radelten auf einem schönen Waldweg hinunter zur Staustufe "Ferlach-Maria Rain". Das Kraftwerk staut die Drau über zehn Kilometer bis zum oberliegenden Kraftwerk Feistritz/Ludmannsdorf auf und bildet so den Ferlacher Stausee.
Jetzt hatten wir über 20 Kilometer Drauradweg vor uns. Kurz hinter dem Kraftwerk mündeten der Loiblbach und der Waidischbach in einem breiten Flußbett eines typischen Gebirgsflusses in die Drau. Nach 10 Kilometern war ein Wechsel auf die linke Seite der Drau angesagt und nach weiteren fünf Kilometern sollte es bei Kraftwerk "Annabrücke" wieder nach rechts gehen. Ging es aber nicht. Der Weg über das Kraftwerk war wegen Bauarbeiten gesperrt. In zwei Wochen wäre es wieder frei, sagte ein Bauarbeiter. Solange konnten wir nicht warten und nahmen zwei Kilometer später die Brücke zur richtigen Seite hin, um zu unserem Ausgangspunkt zurück zu gelangen.
Auch der Übergang der Vellachmündung gestaltete sich wegen Bauarbeiten anders als geplant, und so fuhren wir weiter entlang der Drau zur alten Bahnstrecke von heute morgen und dann auf dem gleichen Weg, wie in der Früh zurück nach Littermoos. So waren es dann heute doch wieder mehr Kilometer als geplant: 87 km und 472 hm.
Tag 4 - Kleine Runde
Die letzten beiden Tage hatten trotz E-Bike Spuren in unseren Waden hinterlassen, und so planten wir für diesen Tag eine kleine Runde, möglichst auf Wegen, die wir noch nicht kannten. Das war nicht immer möglich, und so überschnitt sich der Track geringfügig mit denen vom Vortag, wie den beigefügten Tracks zu entnehmen ist. Die Tour entsprach der vom Tag 1, halt nur mehr auf Feld- und Waldwegen, als auf der Straße. Heute hielten wir allerdings unser Planziel in Sachen Kilometer und Höhenmeter ein.
Tag 5 - Bad Eisenkappel - Ferlach mit dem Auto
Für diesen Tag war wechselhaftes Wetter angesagt, und so gönnten wir uns eine Auszeit vom Radeln. Erst wurden einige Besorgungen erledigt, dann fuhren wir mit dem Auto über Bad Eisenkappel, den Schaidasattel und Zell-Pfarre nach Ferlach und wieder zurück nach Littermoos.
Der Weg war heute das Ziel, und die Landschaft entlang der Straße begeisterte uns. Auf dem Schaidasattel bei 1.069 Meter über NN hatten wir einen beeindruckenden Blick in die umliegende Bergwelt. Kurz vor Ferlach fuhren wir entgegen der Routenführung in ein enges Tal, das nach Zell-Oberwinkel ausgeschildert war. Trotz hartnäckiger Intervension unserer Routing-Software, war die Landschaft eine Wucht. Ab Ferlach benutzten wir für den Rückweg die Bundesstraße B85.
Wir haben von dieser kleinen Rundreise einen GPX-Track erzeugt und ihn zur Info beigelegt, da das durchaus auch mit dem Rad gefahren werden kann.
Tag 6 - Abreise
Es war ein schöner Kurzurlaub in Zeiten von Corona. Wir waren weit genug weg vom touristischen Treiben und trotzdem nah genug dran, wenn der Wunsch danach bestand. Der Bauernhof ist liebevoll hergerichtet, ein idealer Platz für Groß und Klein. Wer entspannten Urlaub mit und ohne Familie sucht, ist hier gut aufgehoben.
Rosenheim, im September 2020
Kurt Schmidt
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