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erstellt von Kurt am 28.06.2017 / letzte Änderung am 20.12.2017
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Dieser Bericht beschreibt eine Radreise von Stuttgart nach Remagen
Nachdem alle privaten Termine erledigt waren, sollte unsere diesjährige Radreise beginnen.
Schon Tage zuvor waren die Routen ausgearbeitet worden. Ziel war die Mosel beginnend ab Koblenz, dann bei Trier in die Eifel und über Monschau und den Rurradweg bis zur Mündung in die Maas. In Koblenz war es schwierig, eine Übernachtung zu bekommen, also planten wir eine Zugfahrt von Rosenheim nach Andernach, was ja nur 20 km von Koblenz entfernt liegt.
Mit der Zugverbindung in den Händen marschierten wir zum Bahnhof. Die Radmitnahme ist im Internet nicht buchbar, sondern nur am Bahnhof direkt. Als wir unseren Reisewunsch vortrugen, bekamen wir vorwurfsvoll zur Antwort. "Ja, der Zug ist schon lange ausgebucht. Da hätten Sie früher kommen müssen. Es gibt ja nur acht Radplätze!" Als ob wir was dafür könnten, dass die Bahn nur so wenig Stellplätze anbietet. Uns wurde dann empfohlen, per Nahverkehr dorthin zu fahren, sechs mal Umsteigen inclusive. Das haben wir dann dankend abgelehnt. Soviel zur Urlaubsplanung mit der Deutschen Bahn.
Also wurde ein neues Ziel gesucht, was wir per Nahverkehr besser erreichen konnten, und das war Stuttgart.
20.06.17 - Stuttgart -Marbach - 32 km / 57 hm
Gegen 14:00 Uhr erreichten wir die Hauptstadt von Baden-Württemberg. Durch den unsäglichen Umbau "Stuttgart 21" mit einer riesigen Baustelle erreichten wir nach ca. 3,5 km über viele Stege, Brücken und Umleitungen endlich den Neckar-Radweg. An einem der vielen Biergärten entlang des Radweges kehrten wir ein. Hier stellten wir bereits fest, dass das Preisgefüge gegenüber dem Rosenheimer Land deutlich nach oben orientiert ist. Schon zu Hause hatten wir uns in Marbach, ca. 30 km flussabwärts ein Zimmer reserviert, 92 Euro mit Frühstück. Das kam uns schon happig vor.
Es war schön hier zu radeln. Noch im Stadtgebiet tauchten bereits die ersten Weinhänge auf. Immer wieder fuhren wir mal links und dann wieder rechts des Flusses. Zur Überquerung dienten meist die Staustufen, die in relativ kurzen Abständen vorhanden sind, um den Fluss für die Schifffahrt zu regulieren. Dadurch hat der Neckar meist den Charakter eines Sees, Strömung ist kaum wahrnehmbar.
Nach den geplanten 30 km erreichten wir Marbach. Der Ort liegt auf der rechten Seite des Flusses, erhaben auf einer Anhöhe und umgeben von der Stadtmauer. Hätten wir hier nicht gebucht, wäre der Ort bei den tropischen Temperaturen von 38 Grad nicht in unsere nähere Auswahl gefallen. Aber wir mussten hinauf, und auf dem höchsten Punkt lag unsere Herberge, wie sich heraus stellte, eine gute Wahl.
Marbach ist ein netter Ort mit viel alter Bausubstanz. Trotzdem haben wir das kulinarische Angebot der Häuser im Ortskern verschmäht und sind im Marbacher Biergarten am Neckar eingekehrt. Die Getränke waren zu moderaten Preisen zu erwerben, die griechisch angehauchte Küche lecker und sehr zu empfehlen.
21.06.17 - Marbach -Mosbach - 91 km / 221 hm
Spätestens ab Marbach war es dann richtig schön am Neckar. Links und rechts ragten steile Hänge auf. Hier einen Weingarten zu bewirtschaften ist schon eine Herausforderung. Wie schon oben geschrieben, wird der Neckar immer wieder wegen der Schifffahrt aufgestaut. An manchen Stellen wurde jedoch der alte Flusslauf erhalten und etwas versetzt dazu ein Kanal geschaffen, so z.B. auch in der Gemarkung Freiberg-Pleidelsheim.
Hin und wieder grüßt ein Schloss hoch oberhalb des Flusses, wie z.B. Schloss Kleiningersheim. In Hessigheim hatten wir aufgrund einer Abkürzung der vielen Neckarschleifen ein paar Höhen zu bewältigen. Das ist im Prinzip nicht der Rede wert, es sei denn, man ist mit dem schwer bepacktem Reiserad bei über 35 Grad unterwegs. Kurz danach wäre ein Abstecher nach Besigheim mit seiner sehenswerten Altstadt angebracht gewesen. Da wir hier jedoch vor einigen Jahren schon mal waren, ließen wir dieses Highlight aus. Ein paar Kilometer weiter in Kirchheim lag eine Gelateria so direkt auf dem Weg, dass wir uns einen Stopp bei einem leckeren Cappucino nicht entgehen lassen konnten.
Nach zwei scheußlichen Kraftwerken, eines davon nuklear betrieben erreichten wir den beschaulichen Ort Lauffen. Da wir auch hier vor einigen Jahren gewohnt haben und die Gegend bestens kennen, fuhren wir nach einem kurzen Fotostopp weiter. Kaum hatten wir den Ort verlassen, nahm das Unheil seinen Lauf. Ein nicht enden wollender Berg führte uns vom Neckar, der hier wieder eine Schleife macht, hinweg und wieder hinunter nach Nordheim, was bei fast 40 Grad keine leichte Aufgabe darstellte.
Die nächsten 7 km fuhren wir auf einem schönen, schattigen Weg an Heilbronn vorbei. Auf der rechten Seite des Flusses (wir fuhren links) hinter Neckarsulm, bei Kochendorf und Jagsthausen mündeten die Flüsse Kocher und Jagst in den Neckar. Jetzt grüßte schon vom Berg herab Bad Wimpfen. Hier waren wir zwar noch nicht, ließen es aber aufgrund der großen Hitze von um die 40 Grad aus.
Jetzt waren es laut Planung nur noch 20 km zu unserem heutigen Tagesziel, Mosbach. Ein letztes Mal für heute mussten wir bei Neckarzimmern den Fluss überqueren, was diesmal eine besondere Probe darstellte. Man konnte zum Übergang über die Staustufe nicht hinauffahren, sondern musste die Räder über eine steile und sehr schmale Rinne schieben. Das war mit Gepäck bei hohen Temperaturen kein leichtes Unterfangen.
Bald hatten wir Mosbach erreicht. Am Ortsanfang bot ein Radlshop seine Dienste an. Wir brauchten etwas Öl und Luft. Dabei fiel auf, dass der Mantel vom Hinterrad beschädigt war. Während des Tages hatte ich schon immer das Gefühl, dass das Hinterrad nicht so rund läuft. Jetzt trat die Ursache zu Tage. Eine Reparatur wurde unumgänglich.
Wir brachten das Gepäck ins zwei km entfernte Hotel, dann fuhr ich zurück und ließ den Schaden beheben. Das Bikecenter Mosbach zeigte sich sehr kooperativ und wechselte mir den Mantel gegen ein ähnliches Modell (einen Schwalbe Big Apple) in meiner Größe war nicht vorhanden. Es war gut, dass diese Arbeit, die ich sonst selbst erledigen kann, vom Fachbetrieb ausgeführt wurde, da auch bereits der Schlauch durch den Defekt gelitten hatte.
So war ich dann gegen 18:30 Uhr und über 90 km bei tropischen Temperaturen endlich im Hotel, wo mich nervernd laute Ventilatoren einer Klimaanlage begrüßten. Erst nach heftiger Intervention an der Rezeption wurde das Gerät abgestellt.
Wir bezahlten 110 Euro für ein mittelmäßiges Zimmer. Wir fanden das übertrieben für einen relativ kleinen Ort wie Mosbach, aber anscheinend machen die vielen Geschäftsreisenden in dieser Gegend die Preise kaputt. Das Frühstück am folgenden Morgen war dann wieder Spitzenklasse. Aber als Radreisende braucht man nicht jeden Tag solch teure Unterkünfte, sonst ist das Budget schneller zu Ende als die Reise selbst.
22.06.17 - Mosbach - Neckargemünd - 54 km / 152 hm
Achtzig Kilometer wären es von hier bis zum Ende des Neckar-Radweges gewesen. Und dort am Ende kann man auch nicht übernachten, also geht es noch weiter. Wir wussten also noch nicht, wo wir heute bleiben wollten, auf keinen Fall in Heidelberg. Hier, wie bei allen Highlights, die von Fernreisenden stark frequentiert werden, sind die Preise geradezu astronomisch. Da wir zudem schon mal dort waren, kam Heidelberg nur zur Durchreise mit ein paar Fotos in Frage.
So fuhren wir erst einmal los. Jetzt säumten immer mehr Burgen unseren Weg, die hoch von den Neckarfelsen, teils in rotem Sandstein grüßten. Der Neckar hat sich hier in Jahr Millionen seinen Weg gegraben und Sandsteine, freigelegt, die im erdgeschichtlichen Alter des Trias entstanden sind.
Dann in Hirschhorn wurden wir in Hessen begrüßt und kurz danach wieder in Baden. Es kommt darauf an, auf welcher Seite des Neckars man sich befindet. Bis Neckarsteinach bildet der Neckar die Grenze zwischen Hessen und Baden. Auf schönen schattigen, aber auch recht holprigen Wegen ging es dahin. Kurz hinter dem Ort Mückenloch zeigte unser Track des Neckar-Radweges an, über der Staustufe auf die rechte Seite des Flusses zu fahren, und so kamen wir nach Neckarsteinach.
Ein wunderschöner, schattiger Biergarten oberhalb des Neckars drängte sich förmlich auf, hier ein wenig zu verweilen. Bei einem netten Gespräch mit der Bedienung fragten wir nach einer Unterkunft und wurden auf Neckargemünd aufmerksam. Ein kurzer Anruf bei der Touristinfo brachte uns in Besitz von einigen Telefonnummer der Beherbergungsbetriebe. Das Bett-und-Bike-Haus Platt hatte noch ein Zimmer frei, und so fuhren wir hin. Es war zwar erst 14:00 Uhr, aber bei dieser Hitze von 40 Grad und dem gestrigen anstrengenden Tag, kam uns das gerade recht. Zudem mussten wir planen, wie es nach dem Neckar weitergehen sollte. Die Unterkunft war ein Volltreffer, nette Gastgeber bei günstigen Übernachtungspreisen und einem riesigen Zimmer, nein schon einer kompletten Wohnung. Nach einem kleinen Rundgang durch den netten Ort, haben wir den Abend im kühlen Hinterhof des Hauses verbracht, viele Tipps und nette Unterhaltung des Gastgebers eingeschlossen.
23.06.17 - Neckargemünd - Worms - 65 km / 92 hm
Als heutiges Ziel hatten wir uns Worms vorgenommen. Es ist die Stadt der Nibelungen. Hier war es, wo sich Kriemhild und Brunhild stritten und Hagen den heimtückischen Plan zu Siegfrieds Ermordung schmiedete. Worms ist aber auch die schicksalhafte Lutherstadt. In dieser Stadt berief sich 1521 der Reformator auf sein Gewissen.
Aber fangen wir ganz vorn an.
Nach ruhiger, etwas kühlerer und wohltuender Nacht im Hause Platt rundeten wir den Morgen mit einem leckeren Frühstück ab. Danach ging es heute etwa eine halbe Stunde später los.
Schnell erreichten wir die Neckarbrücke und wollten dann auf der anderen Seite, wie von den Vortagen gewohnt, den Uferradweg benutzen. Nur, den gab es hier nicht. Die nächsten 8 km fuhren wir auf einem schmalen Weg entlang einer stark befahrenen L534. Eigentlich war der Weg für Radfahrer gesperrt, aber als Alternative blieb nur die belebte Straße. Weitere 5 km in Heidelberg ging es auf einem Rad-Gehweg am Neckar entlang, mittig durchsetzt mit Platanen. Im Slalom jonglierten wir immer wieder um die Bäume herum, um Fußgängern auszuweichen. Wir mieden jedoch bewusst die Innenstadt, da wir vor ein paar Jahren schon einmal hier waren und aufgrund der vielen Besucher uns das nicht antun wollten.
So kamen wir bald wieder aus der Stadt hinaus an die Neckarauen. Als wir dann etwas später am Stadtrand von Ladenburg ankamen, entschieden wir uns, einen Abstecher in die Altstadt zu unternehmen. Das hat sich wirklich gelohnt. Hier hat es uns gut gefallen. Die Stadt ist einfach eine Augenweide. In einem der vielen Cafes verweilten wir und ließen es uns gut gehen. Kurz hinter der Stadt überquerten wir wieder einmal den Neckar, der hier schon eine stattliche Breite angenommen hat. Wir kamen nach Mannheim-Seckenheim. Störche suchten auf der Wiese nach unvorsichtigen Fröschen, und auf einem schattigen Weg, herrlich gesäumt von majestätischen Platanen erreichten wir die durch Planquadrate eingeteilte Innenstadt von Mannheim. Jetzt wechselten wir ein letztes Mal die Seite des Neckars und fuhren vorbei an den Hafenanlagen zur Neckarmündung und somit zum Ende des Neckar-Radweges.
Auf der anderen Seite, Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz grüßte die BASF mit ihrem schier unendlichen Werksgelände. Wir waren am großen deutschen Strom angelangt, dem "Vater Rhein."
Die Navigations-Software hatte uns einen Weg berechnet, den wir jedoch in manchen Passagen nach unseren Wünschen anpassten. So sollte es über eine "langweilige Brücke" gehen, wo doch eine Fähre über den Altrhein zur Verfügung stand. Wir entschlossen uns, den Fährmann zu unterstützen und fuhren zum Motor betriebenen Flussübergang. Die Fähre lag da, nur der Chauffeur war nicht in Sicht. Eine Nachfrage im nahe gelegenen Restaurant behob das Problem, und die Fahrt konnte beginnen.
Danach kamen wir wieder auf unsere Route, der wir über die Nibelungenbrücke nach Worms folgten. Vom Navi ließen wir uns durch die Stadt zur Touristinfo lotsen, die uns prompt eine nette Unterkunft in der Pension Kalisch direkt am Dom besorgte. Das war die beste Bleibe unserer Reise . Wir beschlossen den Tag mit einem Stadtrundgang, kehrten nett ein und ließen den Abend auf dem Balkon unserer Unterkunft gemütlich ausklingen.
24.06.17 - Worms -Ingelheim - 88 km / 121 hm
Nach gutem und reichhaltigem Frühstück ging es los. Wir hatten gestern vorsorglich einen Weg durch die Stadt zum Rhein-Radweg geplant. Das erweist sich wie immer als positiv, da es oft nicht einfach ist, problemlos aus den Städten heraus zu kommen. Endlich, nach einigen Umfahrungen von Industrieanlagen waren wir am Rhein. Aber die insgesamt elf Kilometer lange Wegführung bis weit hinter Hamm am Rhein auf einer zwar kaum befahrenen Straße war nicht gerade prickelnd.
Wir verließen den geteerten Radweg und wechselten so auf eine Schotterpiste. Dafür hatten wir durch den Schutz der Bäume nicht mehr mit dem lebhaften Gegenwind aus Nord-West zu kämpfen und radelten direkt am Rhein entlang. Doch auch hier war bald Ende-Gelände, denn ein Schild verwehrte uns wegen großräumigen Bauarbeiten die Weiterfahrt. Wir mussten eine Umleitung nehmen, leider wieder gespickt mit heftigem Gegenwind.
Bald grüßte erhaben auf dem Berg eine riesiges Bauwerk, es war die bekannte Katharinenkirche zu Oppenheim. Wir durchstreiften die anmutige Altstadt, kehrten zu einem Capu ein und verließen dann den netten Ort wieder auf dem regulären Rheinradweg. Kaum hatten wir Oppenheim verlassen, waren wir schon in Nierstein am Rhein. Der Radweg führte weg vom Rhein durch diesen beschaulichen Ort. Dann ging es durch die Weinberge. Es machte einfach Spaß, das zu erfahren.
Bis nach Mainz hatten wir dann die Wahl, entweder auf geteerten, aber öden Wegen hinter dem Hochwasserwall, oder auf der Schotterpiste direkt am Rhein entlang. Wir ließen uns lieber durchrütteln und genossen den Blick auf den großen Strom. In Mainz suchten wir die Touristinfo, leider vergebens, denn was wir nicht wussten: In der gesamten Altstadt und kilometerweise entlang der Rheinpromenade war Rummel, das Johannisfest. Hier wollten wir nicht bleiben und nur noch fliehen. Selbst das fiel uns nicht leicht, denn die Rheinprommenade war durch das Volksfest versperrt, und eine Radumleitung war von den Planern wohl vergessen worden. So quälten wir uns auf zum Teil recht unschönen Wegen aus der Stadt hinaus. Ein ebenfalls genervter Anwohner empfahl uns, in 15-20 km Entfernung in Heidenfahrt oder Ingelheim eine Unterkunft zu suchen. Das noch etwas weiter entfernte Bingen sollten wir jedoch auch meiden, da hier ebenfalls eine Großveranstaltung sei.
So sind wir dann im Ingelheimer Ortsteil Sporkenheim gelandet. In dem Kaff gibt es nur ein Landhotel, welches das DZ für 114 Euro die Nacht anbietet, in unseren Augen eine Unverschämtheit, aber wir hatten keine Wahl, denn andere Hotels waren schon ausgebucht, und die Zeit auf 16:30 Uhr voran geschritten. Es handelte sich wieder mal um ein Bett-und-Bike-Hotel, wo gern kräftig zugelangt wird.
Jetzt wollten wir nicht auch noch im total überteuerten Restaurant einkehren. Zudem wurde uns ein Platz im Freien aufgrund einer Familienfeier verwehrt. So fuhren wir mit dem Rad ca. 3 km zurück nach Frei-Weinheim. Direkt am Rhein gab es einen netten Biergarten. Bei Livemusik, begleitet von einem fantastischen Sonnenuntergang, beendeten wir diesen schönen Tag am Rhein.
25.06.17 - Ingelheim - Koblenz -78 km / 118 hm
Das Frühstück war üppig und ließ kaum Wünsche offen. Dass allerdings der koffeinfreie Kaffee nur als Instant-Kaffee vorhanden war, enttäuschte schon. Die Dame hinter dem Tresen war super freundlich, beobachtete jedoch mit Argusaugen, was man sich auf den Teller tat. Beim Begleichen der Rechnung wurde uns noch "großzügig" pro Person ein halber Liter Wasser im Tetrapack überreicht, welch eine Verpackungsverschwendung.
Dann ging es los. Der gestrige, in Böen recht kräftige Wind aus W / NW hatte auch heute seine Kraft nicht verloren und störte unser Vorankommen gelegentlich. Bingen hatten wir schnell erreicht. Danach begann ein schöner Radweg durch die Rheinauen. Hier waren wir recht gut vor dem lästigen Wind geschützt. Die Bäume versperrten jedoch andererseits die Sicht auf den Rhein. So sahen wir den berühmten Bingener Mäuseturm erst bei unserer Rückfahrt mit der Bahn am letzten Tag dieser Reise.
Irgendwie wunderten wir uns schon, dass sehr viele Radler heute unterwegs waren. Wir schoben es auf das Wochenende und die auch gerade für Touristen interessante Tour. Als wir dann wieder Blick auf die Straße hatten, stellten wir fest, dass dort keine Autos fuhren und wurden auf die Veranstaltung "Tal Total" aufmerksam.
Einmal im Jahr wird die gesamte Strecke entlang des Rheins von Rüdesheim/Bingen bis Koblenz/Lahnstein beidseitig für den kompletten motorisierten Verkehr gesperrt. Den Radlern gehört dann die Welt - und es waren Massen unterwegs. Auf fast 80 Kilometern ging es durch das UNESCO Weltnaturerbe Mittelrhein. Es ist die schönste Landschaft, die der Rhein durchfließt. Burgen finden sich an jeder Ecke, auf fast jedem Felsvorsprung, oder sogar mitten im Rhein, wie die Burg Pfalzgrafenstein, auch die Pfalz bei Kaub genannt, oder der Binger Mäuseturm.
Ca. 25 km vor Koblenz telefonierten wir bereits mit der dortigen Touristinfo (Öffnungszeiten auch am Sonntag bis 18:00 Uhr) zwecks Zimmersuche. Uns wurde ein nettes Hotel (Familienbetrieb) nahe der Innenstadt zu moderaten Preisen reserviert - Danke für den Service. Koblenz als Aufenthaltsort hat uns sehr gut gefallen. In der Altstadt mit seinen unzähligen Lokalen ließen wir den Abend angenehm ausklingen.
26.06.17 - Koblenz - Remagen - 52 km / 102 hm
Eigentlich sollte heute hier unsere Moselreise beginnen. Die Wetteraussichten, gerade in der Eifel waren jedoch nicht verlockend. Gut, woanders sah es auch nicht besser aus, aber in Richtung Eifel, auch aufgrund der zunehmenden Höhe, sollte es besonders frisch mit Werten unter 20 Grad sein. Also entschlossen wir uns, in der milderen Rheinebene zu bleiben.
Als erstes steuerten wir Andernach an und machten in der schönen Römerstadt eine ausgiebige Pause. Dann war Remagen am Radweg ausgeschrieben. Diese Stadt wurde seit dem zweiten Weltkrieg durch seine Brücke über den Rhein bekannt. Hier, nach nur 52 km wollten wir heute rasten, denn aufgrund der ungünstigen Wetteraussichten mussten wir etwas umplanen, was einige Zeit am PC in Anspruch nimmt (neue Karten und Tracks für das GPS).
Am Rhein-Uferweg gab es viele Hinweise auf Privatzimmer. Denen wollten wir folgen, da die Gasthäuser doch ganz üppig zulangen (siehe auch vorige Tage). Aber die Privatvermieter hatten einen Ton drauf, dass man sich als Bittsteller betrachten musste: "Den Schlüssel gibt es erst, wenn das Geld auf dem Tisch liegt!" "Verbrauchen Sie nicht so viel Wasser, das ist im Preis nicht drin!" Wir hätten gern um 7:00 Uhr, spätestens 7:30 Uhr gefrühstückt. Das wurde so kommentiert: "Vor 8:00 Uhr gibt es nichts, wenn Sie sich beeilen, können Sie eine halbe Stunde später abfahren!" Wir haben dann wieder ein Hotel genommen, zwar doppelt so teurer, aber ohne dumme Kommentare vom Vermieter. Da es direkt am Bahnhof lag, konnten wir, solange nicht alle Fenster hermitisch geschlossen waren, den nächtlichen Zugverkehr problemlos verfolgen. Jedenfalls hatten wir heute genügend Zeit, allen Schreibkram zu erledigen.
Jetzt konnten wir nur noch hoffen, dass das Wetter nicht ganz so grausam würde, wie es gemeldet wurde.
27.06.17 - Remagen - Rosenheim - Traveling with DB
Das Wetter wurde leider noch grausamer. Bereits morgens gegen 7:30 Uhr regnete es. Da die Aussichten für die nächsten sechs Tage mit einer hohen Regenwahrscheinlichkeit und Temperaturen unter 20 Grad angesagt waren, entschlossen wir uns zum Ende der Reise.
Der Bahnhof lag direkt gegenüber dem Hotel, was wir die ganze Nacht leidvoll erfahren durften, und so gingen wir zum Schalter und trugen unseren Reisewunsch vor. Wie schon bei der Hinfahrt in Rosenheim wurden wir mit Vorwürfen überhäuft, dass wir zu spät kämen. "Eine Radreise mit Fernzügen der DB muss lange vorher angemeldet werden, da sonst die raren Stellplätze weg sind. Und am gleichen Tag geht das schon gar nicht!" Obwohl der Herr nachschauen konnte, ob noch Plätze da sind, beharrte er darauf, dass wir gefälligst mindestens 24 Stunden vorher zu buchen hätten. Wir haben dann diesmal zähneknirschend das Nahverkehrsangebot mit 5 mal umsteigen gewählt und waren über 10 Stunden nach Rosenheim unterwegs.
Hierzu sei auch auf den Song der Wise Guys hingewiesen mit ihrem Song "Senk ju vor träwelling wis Deutsche Bahn". Was anderes als Häme bleibt einem leider nicht übrig, beschweren ist zwecklos. Der Saftladen DB ist nicht bereit, sich den Kundenwünschen anzupassen. Man war wohl einfach zu lange Staatsbetrieb, bzw. viele Mitarbeiter sind wohl in dem Glauben, dass es immer noch so ist.
Reise-Route
Wir hatten eigentlich andere Ziele geplant, aber DB und Wetter sahen es wohl anders. Naja, am Neckar und Rhein war es auch ganz schön. Da wir inzwischen nicht mehr arbeiten müssen, haben wir genügend Zeit, diese Ziele bei besseren Bedingungen nachzuholen.
Tourist-Information
Am Besten hat uns die Tourist-Information in Rheinland-Pfalz und besonders hier in Worms und Koblenz gefallen. Die Unterkünfte wurden entsprechend unseren Wünschen ausgesucht und für uns vermittelt. Koblenz riefen wir bereits von unterwegs an und bekamen eine Mail als Zimmerbestätigung – besser geht es kaum. In Baden-Württemberg hörten wir immer, dass man für uns nichts suchen könne, manchmal gab man uns erst auf Verlangen einige Telefonnummern, andere verwiesen generell auf das Internet der Stadt. Das empfanden wir als schlechten Service. Die Tourist-Information in Bonn konnte uns überhaupt nichts Brauchbares im Zentrum nennen und sprach von internen Problemen – was hat der Gast damit zu tun?
Hotels
Die besten Unterkünfte mit einem fairen Preis/Leistungsverhältnis hat uns die Tourist-Information der Stadt Worms und Koblenz vermittelt. Alle anderen Häuser haben wir selbst angerufen und bekamen fast immer zu hören, dass die günstigen Zimmer "leider" ausgebucht seien. Besonders kräftig langten hier die Bett-und-Bike Häuser zu, Ausnahme Gästehaus Platt in Neckargemünd. Hier kamen wir zu fairen Preisen unter.
Rosenheim, 29.06.2017
Kurt Schmidt
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